Mut zur Lücke

Seit dem 14. Juni 2014 ist in der örtlichen Marien­straße Nr.11 eine bauliche Lück­en­schließung beson­derer Art zu sehen.
Ein hölz­ernes Etwas steht da. Sieht aus wie die Front eines Schup­pens mit über­großem Fen­ster. Oder die lustige Holz­vari­ante eines Plat­ten­bau – Moduls aus DDR – Zeiten.

Doch sobald man das kleine Gebäude nebst Areal betritt, steht man inmit­ten eines Gartenlokals.
Weimar hat seit eini­gen Tagen auch ein kleines, aber feines Pop-up ‑Restau­rant. So nen­nen sich tem­poräre Kneipen, die schon in anderen Metropolen ent­standen sind.

In Weimar allerd­ings artet die Sache aus. Denn besagte Lokalität ist die Mas­ter­ar­beit des Archtitek­turstu­den­ten Hannes Schmidt. „Die Lücke“ hat er es durchtrieben genannt.
Ent­wor­fen und gebaut wurde es von ihm und seinen Komili­to­nen. Ein aufwendi­ges Gemein­schaft­spro­jekt auf 140 Quadrat­metern. Unter Ver­wen­dung wegge­wor­fener Bau­ma­te­ri­alien. Die Fen­ster wur­den aus Abbruch­häusern genutzt, die Fußbö­den stam­men aus abge­takel­ten LKWs. Tis­che und Gestühl beste­hen aus abge­ho­bel­ten Bauzäunen. Und so weiter. Das Geschirr ent­warf und pro­duzierte eine Weimarer Designerin.
Über­flüs­sig zu sagen, dass freilich auch Speisen und Getränke aus hun­dert­prozentig lokaler Herkunft stam­men. Nebst Gemüse – und Kräuter­garten vor Ort. Fol­gerichtig ist auch das Küchen­per­sonal stu­den­tisch rekrutiert.

Mit anderen Worten: Der Begriff der Nach­haltigkeit wurde hier exzes­siv und kom­plex ausgelebt.

Eine prima Sache, die außeror­dentlichen Respekt verdient.
Denn offen­sichtlich hat Ini­tia­tor Hannes Schmidt auch den Gang durch die vielschichtig zuständi­gen Behör­den schad­los über­standen. Das will was heißen. Zumin­d­est tem­porär ist Weimar nun nicht mehr ganz das Beamten – Nest, das Ver­rückte macht. Augen­blick­lich eher das Gegenteil.

Schon jetzt kann Schmidt den Erfolg seines Pro­jekts genießen. Medien aus nah und fern berichten über die „Lücke“ und über­schla­gen sich vor lobestex­ten für seine zeit­genös­sisch umge­set­zte Bauhaus – Idee.

Zurecht. „Die Lücke“ kann man bis Ende des Som­mers betreten und genießen. Bis jetzt werk­tags von 12.00 bis 15.00 und 17.00 – 22.00 Uhr. Am 31. Juli ist vor­erst Schluss. Bleiben noch gut vier Wochen. Die es hof­fentlich n sich haben werden.