Erinnern im Holz

Reich­lich zwölf Jahre sind seit dem Abriss des schwarzen The­aterkubus im Weimarer Ilm­park ver­gan­gen. Doch nun scheint er seine sinnbildliche Wiederkehr zu erleben. Späte Rache In Form einer neuen tem­porären Sommerbühne:
Die steht jetzt als roh anmu­tende Bret­terkon­struk­tion auf dem The­ater­platz im Herzen der Stadt. 22 Meter lang, 14 Meter breit und gut fünf Meter hoch.
Das Dich­ter­denkmal wurde auch gle­ich ein­be­zo­gen und ist Teil der Bühne. Gedacht ist der Bau für die vier­wöchige Auf­führung des Sprech­stückes „Reineke Fuchs“ vom Dichterfürsten.
Das ist frech und durchtrieben: Die Bühne kommt aus dem Haus in die Stadt.
Eine mutiges Pro­jekt, welches seine Kri­tiker augen­blick­lich auf den Plan rief – bevor man das Wort Blaubeerkuchen über­haupt aussprechen konnte.
Von Bret­ter­ver­schlag und Bret­terkahlschlag der Kunst und der­gle­ichen war sofort die Rede.

Aber auch die Klas­sik – Touris­ten müssen lei­den. Denn die übliche Erin­nerungs­fo­tokulisse ist tem­porär nicht ver­füg­bar. Das Dich­ter­denkmal­paar fris­tet inm­miten der neuen bege­hbaren Holzbe­hausung sein Dasein.

Und so entsteht eine alltäglich wiederkehrende Szenerie, die einer Spon­tanin­sze­nierung gleicht.
Titel: Touris­ten­gruppe mit Stadt­führer in hölz­erner Som­mer­bühne vor Denkmal. Wahlweise staunend oder fotografierend.

Und genau das ist das Beson­dere. Die Besucher sind zwan­gloser Teil eines unver­wech­sel­baren lokalen Alltagsereignisses.

Beobachten kann man das kosten­los und fast täglich während der Öff­nungszeiten der Som­mer­bühne. Allerd­ings nur noch bis zum 21 Juli 2014. Am besten ist die Sache von den hin­teren höher gele­ge­nen Sitzrei­hen zu erleben.

Das hätte auch dem Alten vom Frauen­plan gefallen. Und ganz bes­timmt inspiriert.