Removed

oder: Zieh Dein Smart­phone und mach endlich das ver­dammte Foto.
Fast unmerk­lich ist nach­fol­gende Sit­u­a­tion in unserem All­t­agsleben angekommen:
Ein paar Leute sitzen auf einem öffentlichen Platz zusam­men. Obwohl sie sich offen­bar gut ken­nen, reden sie nicht miteinan­der. Denn alle sind mit ihren Smart­phones beschäftigt.
Eine Sit­u­a­tion, die längst Nor­mal­ität gewor­den ist.

Das ist auch dem finnis­chen Fotografen Eric Pick­ers­gill aufge­fallen. An einem Mor­gen kon­nte er sowas in einem Café beobachten. Eine vierköp­fige Fam­i­lie saß am Nach­bar­tisch. Der Vater und seine zwei Töchter waren auss­chließlich mit ihren Smart­phones beschäftigt. Per­ma­nent online. Einkaufen, Preise ver­gle­ichen, Spiele zocken, sim­sen und so weiter. Während dessen blickte die Mut­ter trau­rig aus dem Fen­ster in die Ferne. Völ­lig allein gelassen und bar jeder Kommunikation.

Pick­ers­gill erzählt von dem Schock dieser Erfahrung. Und auch, was es in ihm aus­gelöst hat. Denn nun spann er den Faden weiter und gener­ierte eine schwarzweiss – Foto­serie, die es in sich hat:
Auf 34 Fotografien insze­nierte er alltägliche Sit­u­a­tio­nen, die ver­schieden­ste Per­so­nen unter­schiedlich­ster Alters­grup­pen beim Benutzen ihrer Smart­phones und Tablets zeigen.
Allerd­ings ohne let­ztere. Sie soll­ten so tun als ob.

Eine Art soziale Kom­mu­nika­tion­span­tomime, wenn man so will. Fremdges­teuert sitzen oder ste­hen sie in Ihrem Umfeld und hal­ten etwas Unsicht­bares in ihrer Hand. Fast wie in Trance.
Die ent­stande­nen Fotos wirken im ersten Moment irgend­wie witzig.
Im zweiten Moment aber ausseror­dentlich befremdlich und grotesk. In schock­ieren­der Art zeigen sie vere­in­samte Tech­nolo­gie – Opfer.

Da hält uns jemand den ganz klas­sis­chen Spiegel vor. Und genau das ist das herausragende.

Manch­mal wirken die Bilder wie Szenen eines düsteren Sci­ence – Fic­tion Films. Obwohl es auf den Bildern taghell ist. Denn jegliche Kom­mu­nika­tion zwis­chen den Per­so­nen ist buch­stäblich gelöscht.
Removed heißt das tre­f­fend im Englis­chen. Und gab der Foto­serie den Titel.

Am markan­testen hat sich übri­gens die Geste des Smart­phone – Anle­gens zum Fotografieren durchgesetzt.
Wir alle soll­ten diese Bilder als eine Art War­nung verstehen.
Die Foto­strecke und ein Film über die Pro­duk­tion findet man auf der Web­site des Kol­le­gen: www.ericpickersgill.com. Ein Blick dahin ist unerlässlich.