Sometimes I am really scared

„Manch­mal bin ich richtig erschrocken“ heißt das zu Deutsch. In großen schwarzen Buch­staben ist dieser Text auf der gold­bronzenen Wand im Tun­nel­gang der ACC Galerie zu lesen.
Für die aktuelle Ausstel­lung „Flucht­punkte“ wurde ein Teil dieses Gangs in den Nation­al­far­ben schwarzrot­gold einge­färbt. Als eines von vie­len State­ments zur Sit­u­a­tion der Kriegs­flüchtlinge im Deutsch­land des Jahres 2015.

Nach einem Aufruf der ACC-Galerie wurde die Kuratierung der Ausstel­lung dies­mal vier Laien über­lassen. Drei Bürg­erin­nen und ein Bürger Weimars entsch­ieden sich nun für Thema, Kün­stler­auswahl und Gestaltung.

Her­aus­gekom­men ist ein Par­cours, der die bedrück­ende Sit­u­a­tion der Flüchtlinge beschreibt. Von den Anfän­gen bis hin zur Gegenwart.
So beschäftigt sich ein ein­jähriges Langzeit­pro­jekt mit den Biografien einzel­ner Men­schen im Asy­lanten­heim Weimars.
Ein anderes Objekt stellt sym­bol­isch ein Boot dar, welches aus einem Stück des Zaunes der ehe­ma­li­gen JVA Weimars besteht.

Am drastis­chsten aber bringt ein Raum die momen­tane Sit­u­a­tion auf den Punkt. „End­lager­ro­man­tik“ steht in Graf­fiti – Manier an den mit sil­berner Leben­sret­tungs­folie aus­gek­lei­de­ten Wän­den. Darunter die Frage: „Wo sind all die Roma hin?“ Und das State­ment „Frei­heit ist ein eine Hure“ In der Mitte befindet sich ein men­schlicher liegen­der Dummy, der mit aller­lei Pelzdecken bedeckt ist. Als Kopf ist eine blonde Perücke auszu­machen, die mit Fer­n­rohr und schwarz rot gold­enem Cow­boy­hut bedeckt ist. Darauf rotiert ein Blaulicht. Glitzer­bilder in expres­sion­is­tis­cher Manier ver­mit­teln an den Wän­den ver­schiedene men­schliche Gefühlszustände.

Aber auch im öffentlichen Stad­traum wird die Ausstel­lung sicht­bar. Riesige schwarzweiss-Porträts von Flüchtlin­gen zieren einige Plakatwände und Schaufen­ster der Stadt. Daneben ein QR – Code, über den man sich im Netz mit der Vita dieser Per­so­nen beschäfti­gen kann.

Vernehm­lich­stes Ziel der Schau ist es, nicht nur für Ver­ständ­nis, son­dern auch für Mit­ge­fühl zu werben.
Ganz im Sinne eines Spruchs des Dichter­fürsten, der sich eben­falls im Tun­nel­gang der Galerie befindet:

„Das Land, das die Frem­den nicht beschützt, geht bald unter.“ Wohl war.
Die Ausstel­lung ist noch bis zum 15. Novem­ber zu sehen.