Thüringen, das sind wir!

…tönt es seit 14. Novem­ber auf der Web­site der CDU. Fre­unde heimatlicher Pop-Folk­lore wis­sen sicher gle­ich, wovon die Rede ist: Min­is­ter­präsi­dent Dieter Althaus engagiert sich in Vor­bere­itung kom­mender medi­aler Ereignisse als Back­ground geben­der Gesangskünstler.
Unter­stützt wird er dabei von der Eichs­felder Band „Princess Jo“ und der Weimarer Gruppe „Rest of best“.
Hut ab! Eine bisweilen lustige aber vor allem mutige Sache ist das ja immer, wenn gnaden­lose Dilet­tan­ten öffentlichkeit­sak­tiv wer­den – sicher­heit­shal­ber flankiert von Berufsmusikern.
Schließlich möchte sich unser Lan­des­vater nicht völ­lig zum Horst machen und das ist auch gut so.

Nun braucht man sich nur noch den Moment vorzustellen, wenn besagtes Lied vor ver­sam­melter aufrecht ste­hen­der Parteiko­rona abge­spielt wird. Eine feine Sache, vere­int sie doch offen­sichtlich viele Sehn­süchte, wie der Text ver­rät. Hier die erste Strophe:

„In uns’rer Heimat atmen Herz und Seele,
in diesem starken Land voller Tradition.
Ich bin sehr stolz, dass ich im Herzen Deutsch­lands lebe,
denn unver­wech­sel­bar und schön ist die Region!
Wer unser Thürin­gen besucht, ist gle­ich verzaubert
und bestaunt die vie­len Schätze hier im Land.
An jedem Ort spürst du, das Glück ist hier zuhause
und zieht dich Tag für Tag mehr in seinen Bann“

Voilà! Auf diesen enthemmten Opti­mis­mus muss man erst­mal kom­men. Denn der durchzieht alle Zeilen des Heimatliedes und steht in kon­ge­nialer Tra­di­tion zu Kult ‑Sanges­bar­den wie Her­bert Roth zu DDR-Zeiten.
Trä­nen des Glücks rin­nen einem über die Augen und alle Nicht –Thüringer müssten eigentlich grün vor Neid wer­den angesichts dieses paradiesisch gepriese­nen Bundeslandes.

Doch es bleibt nicht nur bei Fest­stel­lun­gen. Althaus fordert auch, wie die nach­fol­gen­den Zeilen zeigen:

„Diese Zeit steckt voller Chancen,
sie zu nutzen, liegt an dir,
denn die Zukunft, sie beginnt im Jetzt und Hier…“

Da hat er Recht, abso­lut nichts dage­gen zu sagen. Schließlich muss man was für sein Glück tun.
Kurzum – das „Thürin­gen-Lied“ ist kultverdächtig und aus einem ganz anderen Holz geschnitzt als ver­wor­rene „Denk­fab­rik-Kam­pag­nen“ wie die eines eingewick­el­ten Fis­ches oder der tele­fonieren­den Bratwurst.
Und so hat nun auch die Partei – par­don, die CDU – ihre lokale Hymne. Was der SPD mit dem Arbeit­er­lied „Wann wir schre­iten Seit’ an Seit’“ recht ist, kann der Konkur­renz nur bil­lig sein. Bleibt nur noch die Frage nach der Öffentlichkeitswirkung.

Ich bin ja für min­destens eine Cov­erver­sion und den kom­pat­i­blen Remix.

Hier aber zunächst ein kurzer Ein­spieler des Originals