Vom Konterfei zum Trinkbecher

Spätestens nach dem Bun­destags – Wahlson­ntag soll­ten auch Weimars Straßen und Plätze wieder frei von ein­schlägiger Parteien­reklame sein.
Was die Frage aufwirft, wo denn nun eigentlich die Unmen­gen von Wahlplakaten aller Coleur landen.
Nor­maler­weise sind die Kreisvorstände der jew­eili­gen Parteien für das Entsor­gen ihrer Sichtreklame selbst ver­ant­wortlich. Eine schnelle Recherche im Inter­net ergibt, dass der Großteil schlicht ver­brannt wird.
Doch so ein­fach ist selbst das nicht. Denn die meis­ten beste­hen aus wit­terungs­beständi­gem Kunststoff.
Welcher eigentlich fast in die Kat­e­gorie Son­der­müll gehört und zumin­d­est the­o­retisch nicht so ein­fach ver­feuert wer­den dürfte. Zumin­d­est ist jene Ver­bren­nerei nicht beson­ders verantwortungsvoll.
So besteht die logis­che Kon­se­quenz im umweltscho­nen­dem Entsor­gen jenes PR – Materials.
Freilich gibt es schon einige Fir­men, die sich auf dieses Recyceln spezial­isiert haben und die poten­tielle Parteien – Kund­schaft mit entsprechen­der Akquise behelligen.
Eine Bon­ner Firma ging die Angele­gen­heit allerd­ings kon­se­quenter an. Indem sie fünf große Parteien direkt anschrieb und einen Ver­w­er­tungs – Kreis­lauf vorschlug.
Im speziellen soll­ten die aus­ge­di­en­ten Kun­st­stoff – Plakate an jene Firma zur Wieder­auf­bere­itung geschickt werden.
Ein­fach aus­ge­drückt: Aus alt mach neu. Denn das zeit­genös­sis­che Wahlplakat besteht aus wet­ter­festem Polypropy­len: Vorne Folie, hin­ten Folie, dazwis­chen eine bedruckte Wellen­struk­tur, die das ganze stabilisiert.
Nach tem­porärer Benutzung kön­nte es zerklein­ert und als Roh­ma­te­r­ial für die näch­ste Polit – Kam­pagne den Parteien wieder zuge­sandt werden.
CDU, Linke, SPD und FDP waren spon­tan bereit, sich an jenem Kreis­lauf zu beteiligen.
Mit einer Aus­nahme: Die Grüne Partei. Denn dort wird mit beschichteter Pappe gear­beitet. Das klingt zwar erst­mal ökol­o­gisch kor­rekt. Ist in der Real­ität aber nur mit deut­lichem Mehraufwand zu tren­nen und zu recyceln.
Und noch ein anderes Prob­lem steht bisher im Raum: Das der soge­nan­nten Sorten­rein­heit. In jenem Fall der Parteien – Rein­heit bei zukün­ftiger Wiederverwendung.
„Nicht, dass man dann später einer Links – Partei ein CDU – Plakat andreht oder CDU – Propy­len­schrott“, kom­men­tiert der Inhaber der Bon­ner Recy­cling­firma, Andreas Henn.
Und weiter: „Naja, sagen wir mal so. Ich bin ja der Mei­n­ung, dass man unter Demokraten für den richti­gen Zweck zusam­me­nar­beiten muss. Und das Recy­cling ist zweifel­los ein guter Grund, das auch zu tun.«
Andern­falls bleibt dann nur noch der kle­in­ste gemein­same Nenner:
Das Polypropy­len – Wahlplakat­ma­te­r­ial wird gere­inigt, zerklein­ert und anschließend zu Sham­poo – Flaschen, Trinkbech­ern und Ähn­lichem verarbeitet.
Das wäre dann wohl die ökol­o­gis­chste und auch poli­tisch kor­rek­teste Lösung.