Von Herzen kommend. Präsente für Buchenwald / From the heart. Presents for Buchenwald

Bekan­nter­maßen sind Geschenke Aus­druck selb­st­losen Han­delns und zollen dem Beschenk­ten Respekt. Als eine beson­dere Form fungiert dabei das  Gast­geschenk. Je nach Kul­turkreis wird es vor allem bei Besuchen, Empfän­gen und ähn­lichen gesellschaftlichen Anlässen als fre­und­schaftliche Geste über­re­icht. Oft wird damit auch die Hoff­nung auf eine län­gere fre­und­schaftliche oder geschäftliche Beziehung ver­bun­den. Es wird wohl heute kaum eine Insti­tu­tion, Firma oder Pri­vat­per­son geben, die nicht über ein anwach­sendes Depot jener Geschenke verfügt.
Im Laufe der Zeit stellt sich freilich auch die Frage nach dem Verbleib dieser Gaben. Einige schätzt man, andere nicht. Man kennt das aus eigener Erfahrung. Was aufheben und was entsor­gen? Let­ztere Entschei­dung verbindet sich dann vielle­icht mit einem schlechten Gewis­sen. Denn immer­hin ver­schwände ein Stück Erin­nerung, sei es noch so banal. Also wird alles mehr oder weniger aufgehoben.
Auch im Depot der Gedenkstätte Buchen­wald haben sich seit ihrem Beste­hen Präsente unter­schiedlich­ster Couleur ange­sam­melt. Manch­mal äußerte sich das mitunter in bizarrer, pathetis­cher Form. Vor allem in der Zeit zwis­chen 1958 und 1989. Schließlich war die ehe­ma­lige „Mahn- und Gedenkstätte Buchen­wald“ das Fun­da­ment der dama­li­gen straff parteige­bun­de­nen Ide­olo­gie der DDR. Denn neben Besuchen ehe­ma­liger Häftlinge und ihrer Ange­höri­gen aus aller Welt wur­den viele DDR-Bürg­erin­nen und ‑Bürger gesellschaftlich dazu verpflichtet. Die unver­mei­dliche Über­gabez­er­e­monie von Präsen­ten diverser sozial­is­tis­cher Arbeit­skollek­tive war wesentlicher Teil jener Ereignisse und ließ aus verord­neter Anteil­nahme oft Über­druss werden.
Freilich wird die Gedenkstätte auch bis heute weiter mit Geschenken bedacht. Dabei ließen sich allerd­ings viele Besucher deut­licher von außeror­dentlicher Empathie für diesen Ort und das Geschehene leiten. Das schlug sich in Präsen­ten nieder, die unge­mein per­sön­licher Natur waren. Mit anderen Worten: Von Herzen kom­mend. So wie man seine wertvoll­sten Fre­unde beschenkt. Oft­mals kleine Dinge, die im ersten Moment eher beiläu­fig wirk­ten. Über die let­zten 58 Jahre ist so ein ganz eigenes Depot ent­standen, das ver­mut­lich seines­gle­ichen sucht. Aus­gewählte markante Gast­geschenke dieses Depots wur­den nun betont sach­lich fotografiert. Weder in spek­takulärer noch fetis­chisieren­der Darstel­lung. Die  ent­standene Bild­strecke ver­mit­telt, wie kom­plex das bisweilen ver­störende Gemisch aus verd­inglichtem schrillen Pathos, gewach­sener Anteil­nahme und Achtung gewor­den ist. Selb­stver­ständlich will diese Ambivalenz weder die Besucher noch den Ort vor­führen oder der Lächer­lichkeit preis­geben. Im Gegen­teil: Denn die so doku­men­tierten Präsente erzählen nicht nur etwas über die Befind­lichkeit ihrer Veräußerer, son­dern vielmehr auch darüber, wie dieser Ort über die Jahrzehnte bis heute von außen wahrgenom­men wurde. Eine Art weltweit psy­chol­o­gisch-medi­ale Reflex­ion, wenn man so will. Und dabei keineswegs belehrend, son­dern aufk­lärend. Vielle­icht wer­den auch beim Betra­chten jener Bilder neue Fra­gen zum zeit­genös­sis­chen Umgang mit dem Ort aufge­wor­fen.  Abseits medi­aler Risiken und Nebenwirkungen.