Die Edition REIZWOLF

Sie ist die einzige im Selbstverlag erschienene Kunstheft-Edition im Raum Thüringen abseits des staatlichen Kulturbetriebs der ehemaligen DDR.
Ähnliche Editionen existierten bereits seit Ende der 70er Jahre im Raum Dresden, Halle, Leipzig und Berlin. Sie hatten Namen wie „UND“, „u.s.w.“, „SCHADEN“, „MIKADO“, „ENTWERTER-ODER“, „ARIADNEFABRIK“, „VERWENDUNG“, „ANSCHLAG“, „A3“ „DIE GALEERE“ und andere. Je nach Intention der Herausgeber waren sie entweder literarisch, experimentell oder (foto) grafisch geprägt. Gemeinsam war ihnen die Motivation: Auf Grund der Verlags-und Pressezensur in der DDR schaffte man ein Podium für Autoren, die sonst keine andere Veröffentlichungsmöglichkeit hatten. Die Auflage der Hefte bewegte sich zwischen zehn und hundert Exemplaren. Die Verbreitung war einfach: Jeder beteiligte Autor erhielt ein Exemplar der jeweiligen Ausgabe, das dann im Freundes – und Bekanntenkreis kursierte. Im Vergleich zu oben genannten Städten gab es in den ehemaligen Bezirken Erfurt, Gera und Suhl – von wenigen Ausnahmen abgesehen – keine besonders vitale junge Kunstszene. Ebensowenig existierten Ausbildungsstätten für bildende Kunst wie Hoch – oder Fachschulen. Man war unter sich in den 80er Jahren. Auch war die Kluft zwischen Autodidakten und Künstlern des „Verbandes Bildender Künstler“ (VBK) besonders tief.

Anders als in den Großstädten existierten kaum Querverbindungen – selten gab es Projekte, bei denen zusammengearbeitet wurde, aus welchen Gründen auch immer. Einer mag vielleicht sein, dass Thüringen wohl eher eine ländlich – bis kleinstädtische Struktur mit relativ wenig Großindustrie aufwies. Die Region blieb überschaubarer und kontrollierbarer als anderswo. Das geflügelte Wort „Hier kennt jeder jeden“ mag die Situation recht treffend charakterisieren.
Die Idee zum REIZWOLF entstand im Herbst des Jahres 1987: Anlaß waren meine Erfahrungen der Zusammenarbeit mit Literaten und Künstlern des Prenzlauer Bergs in Berlin seit Ende der siebziger Jahre, die Mitarbeit an einigen erwähnten Editionen und die Anregung des Paläonthologen John Albrecht Keiler, in Weimar eine ähnliche Edition zusammen herauszugeben. Die erste Nummer des „REIZWOLF“ (der Name ergab sich im Gespräch) erschien im Januar 1988 unter der Herausgeberschaft von John und Ulrike Keiler und Claus Bach in Weimar.

Die Ausgaben kamen nun in der Regel im zehnwöchigen Rhythmus bis September 1990 heraus.

Insgesamt existieren 13 Hefte im Format A4 in einer Auflage vo 20 bzw 25 Exemplaren.











Neben experimentellen Arbeiten mit Fotografie enthielten die meisten Ausgaben
Die Autoren lebten in Zwickau, Berlin, Halle, Weimar, Erfurt, Leipzig, Suhl und Köln. Ihr Spektrum setzte sich meist aus Autodidakten und einigen wenigen Mitgliedern des VBK zusammen.
Kommentar der Herausgeber Claus Bach, John Albrecht Keiler und Ulrike Keiler:
„Die Edition Reizwolf haben wir seit 1988 herausgegeben, um die öde thüringer Kunstlandschaft aufzumischen und die Subkultur vor Ort zu beleben. Willkommen war, wer Lust und Mut hatte. So entstand ein einzigartiger wilder Mix aus Dilletantismus, kritischem Journalismus und zeitgenösssicher Kunst.“
Weimar, im Oktober 2011