Vermaskt und zugenäht

Der MNS ist die gebräuch­liche Abkürzung für Mund Nasen Schutz. Bekannt

auch als chirur­gis­che Maske, medi­zinis­che Gesichts­maske, Klinikmaske, OP- Gesichts­maske oder ganz sim­pel, Hygien­e­maske. Das online- Lexikon Wikipedia ver­merkt weiter dazu: „Es han­delt sich dabei um eine medi­zinis­che Gesichts- Halb­maske aus einer oder mehreren Papier- oder Vliess­chichten, die mit Binde- oder Gum­mibän­dern am Hin­terkopf oder hin­ter den Ohren fix­iert wird.“
Seit den let­zten infek­tiösen Wochen dürfte sich jene Beze­ich­nung durch den massen­haften Bedarf und seiner Ver­wen­dung um min­destens eine erweit­ert haben:

Die der soge­nan­nten Volksmaske.
Infolge akuten Man­gels sind längst alle Zeitgenossen zur Selb­s­ther­stel­lung überge­gan­gen. Spätestens nach­dem immer mehr Bun­deslän­der die Maskenpflicht in öffentlichen Räu­men und Gebäu­den anord­nen. Auf vie­len Seiten im Inter­net finden sich denn auch kom­pat­i­ble Schnittmuster zu besagter Selb­st­fer­ti­gung: “Nähfrosch.de/Mundschutz zum sel­ber machen“ und so weiter.
Selb­stver­ständlich inklu­sive Video.

Was bisweilen ein skur­riles Erschei­n­ungs­bild mask­ierter bun­desre­pub­likanis­cher Men­schen zur Folge hat. Sel­ber gemacht war schon immer etwas Besonderes.
So sind mitunter schrille Exem­plare auszu­machen: Von grell- bunt bis hin zur Abbil­dung pop­ulärer Labels. Dabei wird die berühmte rote Mick Jag­ger- Zunge der Rolling Stones beson­ders gern genom­men. Aber auch andere weniger bekan­nte Motive fallen auf. Beispiel­sweise kleine Grafiken oder fotografis­che Darstel­lun­gen der eige­nen verdeck­ten Nasen- und Mund­par­tie. Am gebräuch­lich­sten allerd­ings ist selb­stver­ständlich die klas­sis­che Restev­er­w­er­tung alter Tex­tilien wie Bet­t­laken, Hem­den, T- shirts, Tis­chdecken und dergleichen.

Beim Anblick jener ver­wen­de­ten Stoffe stellt sich mitunter auch ein Déjà vu an ver­gan­gene Zeiten ein.

Allen Bemühun­gen der Selb­s­ther­stel­lung ist freilich gemein­sam, der befremdlich- mask­ierten Sit­u­a­tion möglichst eigene Indi­vid­u­al­ität ent­ge­gen­zuset­zen. Denn das bek­lem­mende Antlitz entin­di­vid­u­al­isierter zweibeiniger Fig­uren ist bis heute immer noch mehr als gewöh­nungs­bedürftig und fordert die kreative Energie vieler Mit­men­schen her­aus. So hat jene Gesichts- anonymisierende Volks­maske dur­chaus das Zeug zum neuen Mode- Hotspot. Der ordinäre Bikini wird zum Trikini und so weiter. So schnell kann jeder umstän­de­hal­ber zum Designer werden.

Wenn es der Ver­hü­tung dient, ist jedes Mit­tel recht. Also wird es doch noch was mit dem verd­inglichten Nutzen der so oft als nut­z­los ver­schriehenen Kunst.